Roter Stern Belgrad

Die Hoffnung stirbt immer als Letztes... aber sie stirbt. Trotz dieser eher fatalistischen Lebensweisheit haben es Roter Stern Belgrad und Trainer Dimitry Utschkov tatsächlich bis ins Halbfinale der Champions League geschafft. Dort wartet in einem 50/50-Duell AEK Athen, mit denen man schon in der Gruppenphase die Klingen kreuzen durfte. Onkel Dimitry zeigte sich ob der Auslosung aber nicht ganz zufrieden: "Hätte lieber gespielt gegen FC St. Pauli, aber wer können schon erwarten etwas Positives, wenn Lose ziehen Frau von Gianni Infantino. Jedenfalls in Hamburg gehabt die Onkel echte Heimspiel, auch wenn dort haben leider Hausverbot in Ritze und angrenzende Lokalitäten aufgrund von diskriminierendes Menschensrechtverletzung durch einheimisches Wirte. Sein ziemlich kleinlich, wenn Kunde ausnahmsweise mal bisschen knapp bei die Kasse. Lokale Fußballverein aber wäre gewesen echte Freilos, so wir müssen uns stattdessen abmühen mit abgezocktes Griechen."

Nach einer überraschend überzeugenden Vorstellung durfte man in der Champions League als Sympathisant von Roter Stern Belgrad jubeln. Das Team von Coach und Lebenskünstler Dimitry Utschkov konnte den polnischen Vertreter Lech Posen ausschalten und in das Viertelfinale des Wettbewerbs einziehen. Dort warten die Iren aus der Bierhochburg Kilkenny, um sich mit dem amtierenden Meister des Balkans zu messen. Ein tückischer Gegner, muss man doch dringend damit rechnen, dass Onkel Dimitry nur schwerlich pünktlich zum Anpfiff auf der Grünen Insel aus dem Pub hinausgetorkelt kommen wird. Dennoch sieht der Trainer seine Mannschaft in der Favoritenrolle: "Müssen nicht diskutieren über Gegner. Sein klassisches Trinkertruppe mit quadratisches Füße. Werde mit unsere Spieler wählen angemessenes Vorbereitung mit Slibowitz und selbstgebranntes Schnaps von Tante Svetlana aus Novosibirsk."

Am Ende hat sich die radikale Heimbombertaktik für Roter Stern Belgrad und Coach Dimitry Utschkov ausgezahlt. Als Gruppendritter schaffte der Meister vom Balkan den Sprung ins Achtelfinale der Champions League, während hoch gewetteten Teams, wie dem Titelverteidiger FC Augsburg, der Stecker gezogen wurde. Es wurde am letzten ZAT gewohnt unübersichtlich, wobei die ein oder andere Mannschaft mit einer unerwarteten Taktik zu überraschen wusste. Für den Roten Stern geht es in der ungeliebten KO-Runde nun gegen Lech Posen weiter, die mit identischem Rest-TK in die Begegnung ziehen. Insofern darf man ein ausgeglichenes Duell erwarten. Dennoch bereitet man sich in Serbien schon seelisch auf das traditionelle Aus im Achtelfinale vor. Das ist schließlich mittlerweile zu einer Art Brauchtum geworden.

Alles kann, nichts muss. So könnte das Motto in der Spannendsten aller Gruppen der Zwischenrunde der Champions League lauten. Schließlich haben sämtliche Teams 12 Zähler auf der Habenseite und können sich ihres Schicksals zumeist nicht sicher sein. Für Roter Stern Belgrad und Coach Dimitry Utschkov ist die Ausgangsposition nicht wirklich trivial. Letztlich wird es wohl eine ziemliche Karambolage geben, deren Folgen aber ähnlich schwer zu durchschauen sind wie Gleichungen aus der Quantenphysik. Daher macht es ohnehin keinen Sinn, sich überbordende Gedanken zu machen, sondern die positiven Dinge in den Vordergrund zu rücken. Denn in Belgrad scheint aktuell wieder die Sonne, und man kann mit einem Espresso in der Fußgängerzone dem heimischen Stöckelwild beim Flanieren zusehen. Und da es für Onkel Dimitry in Serbien eigentlich immer etwas zu gucken gibt, schweben die Ereignisse der kommenden Woche noch in weiter Ferne. Vorher lautet der Tagesbefehl, den geschärften Blick auf die wichtigen Dinge im Leben zu richten.

Mitten in der zweiten Gruppenphase hat er sich auf die Lauer gelegt. Die Rede ist natürlich von keinem Geringeren als Roter-Stern-Coach Dimitry Utschkov, der sich in einer sinistren Ecke versteckt hält, um mit gräßlicher Maske verkleidet aus der Dunkelheit heraus zuzuschlagen. Soweit zumindest die Planung für den heutigen Abend (Halloween), wenn gierige Kinder an die Tür von Appartment 672 im sechsten Stock des großen Plattenbaus an der Dragan-Stojkovic-Magistrale klingeln sollten. Was zugegebenermaßen gar nicht so wahrscheinlich ist, denn zuvor müssten sich die übermütigen Blagen erst einmal an den Sperrmüllbeständen der Nachbarschaft und den Dosenbiervorräten von Onkel Dimitry vorbeiarbeiten. Und da der Fahrstuhl ohnehin seit Monaten außer Betrieb ist, wird sich der Andrang in Sachen "Süßes oder Saures" vermutlich in engen Grenzen halten. Aber was, wenn es doch ein Kind bis vor die Haustür des Übungsleiters schaffen sollte? "Wollte dann eigentlich erschrecken die Eindringling. Habe aber gesehen, dass sich hinter die gruselige Clown-Kostüm aus Internet nur Ronald McDonald verbergen. Vermutlich müssen die Onkel dann für potenzielles Besucher bieten an eine Slibowitz."

Im Prinzip verlief der letzte ZAT der ersten Gruppenphase aus der Sicht von Roter Stern Belgrad wie erwartet. Mit einem ungefährdeten Heimsieg sicherte sich die Mannschaft von Coach Dimitry Utschkov den Sprung in die nächste Runde, während (wie vermutet) der KV Mechelen seinen Weg in der Europa League fortsetzen wird. Für den serbischen Spitzenclub geht die Reise dagegen in der Königsklasse weiter, wo neue Rivalen aus Liechtenstein, Wales und Belgien warten. Die Ausgangslage in der neu gebildeten Gruppe ist dabei völlig offen, denn sämtliche Teams beginnen die zweite Phase mit sechs Punkten auf der Habenseite. Ein klitzekleiner Vorteil könnte angesichts dieser Konstellation für Roter Stern das recht gute Torverhältnis darstellen, mit dem man in den weiteren Wettbewerb startet. Doch angesichts des aufgemöbelten neuen Modus fällt es schwer, Prognosen für den Verlauf der Champions League zu treffen. Vermutlich ist es nicht die schlechteste Strategie, sich erst einmal mit den Regeln und Modalitäten der zweiten Gruppenphase zu befassen.

Ein bisschen eigentümlich mutet er ja schon an, der neue Modus der Champions League. Roter Stern Belgrad und Coach Dimitry Utschkov weisen nach zwei unspektakulären Spieltagen zwei Siege auf, die beide daheim errungen wurden. Auswärts war dagegen nichts zu holen, doch die Karten für einen Top-3-Platz in der Vierergruppe sind für die Serben mehr als brauchbar. Es schaut fast danach aus, dass der belgische Vertreter KV Mechelen am Ende die Segel wird streichen müssen. Aber bei Torrausch gilt bekanntlich immer, dass jeder ZAT erst noch gespielt werden muss. Denn manchmal passieren die seltsamsten Dinge und vermeintliche Sicherheiten lösen sich in Luft auf. Insofern wird sich der Meister vom Balkan mit einem gesunden Misstrauen auf die finalen Begegnungen vorbereiten. Nicht, dass da am Dienstag noch eine böse Überraschung lauert.

Belgische Pommes stehen in der kommenden Woche in der Champions League für Roter Stern Belgrad und Coach Dimitry Utschkov auf dem Programm. Denn der Ausflug zu KV Mechelen ermöglicht es dem Team von Onkel Dimitry, sich vor Ort ausgiebig mit den dort bekanntlich zweifach frittierten Kartoffelstäbchen einzudecken. Man muss schließlich die Möglichkeit nutzen, wenn man in den heiligen Tempel der Pommes Frites einkehren darf. Hoffentlich schaffen es zumindest die Spieler des serbischen Traditionsclubs, sich vor dem Spiel mit dem Besuch von lokalen Imbissbuden zurückzuhalten. Bei Übungsleiter Dimitry Utschkov darf man sich dagegen sicher sein, dass er sofort nach dem Ausstieg aus dem nicht klimatisierten Reisebus von Roter Stern in die erstbeste Lokalität für Fritten abschweifen wird. Und da die Trappistenbiere auch nicht weit sind, kann man sich in Mechelen fast in einer Art regnerischem Schlaraffenland wiederfinden. Belgien, du bist zwar nicht besonders schön, aber du hast es schon verdammt gut.

Deutschland, Belgien, Griechenland. Diese Länder hatte sich die dicke Losfee ausgeguckt, um Roter Stern Belgrad in der Champions League würdig zu begrüßen. Denn mit dem FC Augsburg wartet gleich kein Geringerer als der Titelverteidiger auf den Meister vom Balkan. Leider steht die Reise nach Bayern für Coach Dimitry Utschkov und sein Team erst dann auf dem Zettel, wenn das Oktoberfest bereits seine Pforten geschlossen hat. Wobei das für den Übungsleiter letztlich gar nicht so schlimm ist, denn für den Preis einer Maß Bier kauft er sich in Serbien beim Discounter gleich eine ganze Palette weißrussisches Dosenbier. Und überhaupt, in nüchternem Zustand lässt sich die Gruppe doch viel besser analysieren, nicht wahr Herr Utschkov? "Was labern Du schon blöde Zeug an frühes Morgen herum? Sein Onkel Dimitry nix beschäftigt mit Gruppe von Priviligiertenliga, sondern mit gebrochenes Syphon von Spülbecken in Plattenbau. Vielleicht statt doofe Geplapper mal können rufen Hausmeister? Viel Dank!"

Viertelfinale? Viertelfinale! Ungläubig schüttelte sich Roter-Stern-Coach Dimitry Utschkov beim Blick auf das Tableau der Auslosung. Da hatte es der serbische Traditionsclub doch tatsächlich geschafft und Leeds United etwas überraschend im Achtelfinale der Champions League herausgekegelt. Als Belohnung wartet nun der portugiesische Verein Académica aus der schönen Universitätsstadt Coimbra auf die Mannschaft vom Balkan. Ein echtes Privileg für Onkel Dimity, der um Hochschulen bis dato bekanntlich immer einen weiten Bogen gemacht hat. Beide Teams werden um ihre Chance auf das Halbfinale kämpfen, auch wenn dort voraussichtlich übermächtige Gegner warten werden.